Internationaler Markt
Rohöl ist am heutigen Morgen genauso teuer wie vor 24 Stunden. Die Sorte Brent kostet aktuell 76,2 Dollar je Barrel. Gestern gab es zwar einen kurzen Ausflug Richtung 77 Dollar, aber Gewinnmitnahmen holten die Preise rasch wieder zurück.
In der Tat gibt es im Moment nicht viele Gründe für höhere Ölpreise. Vor allem bei den amerikanisch-russischen Verhandlungen über die Ukraine setzt sich allmählich etwas mehr Realismus durch. Selbst in den Kommentaren der US-Medien tauchen immer mehr kritische Fragen auf.
Zum einen wird die Ukraine nicht klein beigeben, wenn über ihre Köpfe hinweg über die Aufteilung des Landes entschieden werden soll. In dieser Haltung wird sie auch von den Europäern unterstützt.
Zum anderen ist unklar, ob Putin überhaupt einen stabilen Waffenstillstand will. Die russische Ökonomie und die gleichgeschalteten Medien sind vollständig auf Kriegswirtschaft und Kriegspropaganda hin orientiert. Ein Frieden würde deutlich machen, wie groß die Opfer waren und wie wenig erreicht wurde.
Trump wiederum will typischerweise nur mediale Erfolge für das US-Publikum vorweisen und sich dann wieder innenpolitischen Themen zuwenden. Die medienwirksame Unterzeichnung eines brüchigen Waffenstillstandsabkommens könnte ihm reichen, auch wenn die Lage dadurch alles andere als sicher wäre. Den „Rest“ würde er dann den Europäern überlassen.
Auch im Ölhandel mehren sich daher Zweifel, ob der Konflikt in absehbarer Zeit gelöst werden kann und der lahmenden Weltwirtschaft und damit dem Ölverbrauch zusätzlichen Schub verleiht. Zusammen mit der Flut an neuen Zöllen und Handelskonflikten sieht es eher nach dem Gegenteil davon aus.
Der zweite Dämpfer für die Ölpreise kam gestern am Nachmittag. Der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums meldete einen starken Aufbau bei den Rohölbeständen von 4,6 Mio. Barrel. Ein Teil davon lässt sich zwar dadurch erklären, dass einige Raffinerien für Reparaturen und Umrüstungen pausieren, aber auch bei den wichtigsten Ölprodukten wirkt die Lage stabil.
Die Benzinbestände bleiben fast unverändert und bei Heizöl/Diesel gab es nur kleinere Abbauten. Das kam angesichts der anhaltenden Kältewelle jedoch nicht unerwartet. Die heimische Ölförderung trotzt weiterhin dem Frost und bleibt auf einem hohen Niveau.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren zum amerikanischen Ölmarkt:
Rohöl: +4,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,3 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -2,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,7 Mio. Barrel (API)
Benzin: -0,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,8 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung (4-Wochen-Durchschnitt): 13,4 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,4 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahresniveau)
Die europäischen Ölbörsen starten angesichts dieser Meldungen recht entspannt in den Handelstag. Die Preisveränderungen sind bisher gering. Brent-Rohöl kostet 76,16 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 72,09 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 725,75 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,9546 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,0474 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen am Morgen minimal zu, bleiben aber im engen Preiskorridor der letzten Wochen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittswert von 97,9 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Zahl der Bestellungen geht im Moment zurück und liegt nur noch auf einem durchschnittlichen Niveau. Vor allem in Süddeutschland herrschen seit gestern frühlingshafte Temperaturen. Der Wetterumschwung erreicht heute den Norden und den Osten des Landes. Das nimmt offenbar etwas Druck aus dem Markt.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nach wie vor auf der mittleren Stufe. In der täglich erhobenen Lesereinschätzung ist die Zahl der Preispessimisten etwas geschrumpft. Nur noch etwa ein Viertel der Stimmen setzt auf steigende Heizölpreise. Gestern lag der Anteil noch bei einem Drittel.
Damit bleibt erst einmal alles beim Alten. Die weltpolitische Lage ist sehr unruhig, aber die Risiken deuten eher auf stabile oder sogar sinkende Ölpreise. Größere Versorgungsstörungen gibt es im Moment nicht. Das immer noch sehr moderate Heizölpreisniveau spricht dafür, jetzt zu ordern, aber es gibt keinen Grund zur Eile.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.